© <a target="_blank" href="https://www.onetz.de/oberpfalz/oberpfalz/impfen-oberpfaelzer-freie-waehler-kritisieren-aiwanger-id3277462.html">Der Neue Tag

16.07.2021
Oberpfälzer Freie Wähler kritisieren Aiwanger

Weiden/Regensburg (Der Neue Tag - 16.07.2021)

In der Diskussion ums Impfen muss sich der impfskeptische Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger Kritik von Oberpfälzer Parteikollegen anhören. „Ich schätze ihn sehr, aber ich kann ihn da nicht verstehen“, sagt etwa Ely Eibisch, stellvertretender Fraktionssprecher der Freien Wähler im Tirschenreuther Kreisausschuss. Er respektiere dessen Meinung, „aber in seiner Stellung als stellvertretender Ministerpräsident sollte es seine Aufgabe sein, zu sagen, dass sich die Leute impfen lassen sollen“. Eibisch selbst ist überzeugter Impfbefürworter. „Es ist ganz wichtig, sich impfen zu lassen – in allen Bereichen.“ Eibisch, der im vergangenen Jahr fürs Amt des Tirschenreuther Landrats kandidierte, betont aber noch einmal: Es sei die Entscheidung eines jeden Einzelnen, und das sei zu akzeptieren. „Aber die Leute müssen dann auch akzeptieren, wenn ich sage: ‚Bleib fern von mir.‘“

Lippert: „Kein guter Werbeblock“

Wolfgang Lippert, ehemaliger Landrat von Tirschenreuth, ist wie sein Parteichef „absolut gegen eine Impfpflicht“. Das sei eine Sache, die jeder für sich selbst entscheiden müsse. Das Impfen bringe durchaus Risiken mit, meint Lippert. Er selbst habe sich gegen Covid-19 impfen lassen. „Das war eine Risikoabwägung“, er schätzt den Schaden einer Corona-Erkrankung „eindeutig höher“ ein als den Schaden einer Impfung.

Beim Freie-Wähler-Chef ist er etwas zwiegespalten. „Es ist schon klar, wenn sich Aiwanger weigert, sich impfen zu lassen, ist das kein guter Werbeblock für die Impfkampagne“, sagte Lippert. Aber es sei seine persönliche Freiheit, und die müsse man akzeptieren. „Das ist auch von der CSU zu akzeptieren.“ Der ehemalige Landrat erinnert an CSU-Mann Horst Seehofer, der sich nicht mit Astrazeneca impfen lassen wollte – „das wurde ja auch akzeptiert“. Angesprochen auf das von Aiwanger in einem Interview verwendete Wort „Apartheidsdiskussion“ kritisiert er Aiwanger aber deutlich. „Der Vergleich ist weit hergeholt, da geht man in eine Richtung, die nicht gut ist“, sagt Lippert. „Davon distanziere ich mich.“

Hans-Martin Grötsch, stellvertretender Landesvorsitzender aus Königstein, hat persönlich kein Problem mit Aiwangers Haltung. „Über das Thema Impfen habe ich bereits weit vor der Corona-Pandemie mit ihm diskutiert“, sagt Grötsch. „Ich verstehe und akzeptiere, dass er hier einfach kritischer ist als ich selbst.“ Dieses Recht müsse man jedem zugestehen. Er selbst sei geimpft. Grötsch unterstützt seinen Chef dennoch. Der müsse als stellvertretender bayerischer Ministerpräsident auch die Persönlichkeitsrechte von denjenigen Ernst nehmen, die den neuartigen Impfstoffen skeptisch gegenüberstehen. Schweiger: „Mal hü, mal hott“ Die Bezirksvorsitzende der Freien Wähler, die Regensburger Landrätin

Tanja Schweiger, möchte sich zu dem Thema nicht äußern – Aiwanger ist ihr Mann. Sie kritisiert lediglich die große Politik. „Mal hü, mal hott, ständig ändert sich alles“, sagt Schweiger. „Vor Monaten wurde in Halle ein Landrat seines Amtes enthoben, weil er sich beim Impfen vorgedrängelt hat, nun sind die, die sich noch nicht impfen haben lassen, die Blöden.“ Die Diskussion sei übertrieben. Und überhaupt könne man ja auch mal lobende Worte finde. Dass etwa die Impfkampagne gut laufe. „Ich find es super, dass wir schon so weit sind.“

Wie Aiwanger lehnt sie jeden Impfzwang ab. „Wir dürfen nicht unter dem Eindruck von Corona von Grundrechten abweichen“, sagte der Freie-Wähler-Chef am Dienstagabend in München. Von der CSU wolle er sich deswegen nicht unter Druck setzen lassen. „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht in eine Apartheidsdiskussion kommen“, sagte der Wirtschaftsminister der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

...

weiter unter ©Der Neue Tag