25.11.2017
Fahrt der Freien Wähler Hirschau zum Truppenübungsplatz Grafenwöhr

Franz Dorfner, der Besitzer der Schlossbrauerei, organisierte für die Freien Wähler Hirschau eine Rundfahrt durch einen der größten Truppenübungsplätze Europas. „Ich will einfach mal sehen, wie es hinter dem Zaun aussieht“, beschrieb eine ältere Dame im vollbesetzten Bus ihre Neugier. Am Eingang zum Südlager in Vilseck stieg der Pressesprecher der US-Armee, Franz Zeilmann, dem Bus zu und begleitete die Gruppe auf ihrer sechsstündigen Fahrt durch den Übungsplatz mit kompetenten und sehr detaillierten Informationen.

Die Geschichte des Truppenübungsplatzes beginnt mit Prinzregent Luitpold. Er ließ in dem waldreichen Gebiet in der nördlichen Obepfalz von 1907 bis 1910 einen Schießplatz einrichten. Dieser wurde dann in den Jahren 1937-38 von den Nationalsozialisten auf die heutige Größe von über 230 km² erweitert. Insgesamt wurden dabei mehr als 3500 Personen umgesiedelt. Viele Ortschaften wurden zerstört und abgetragen. Dafür entstanden zunächst Kasernen, die später zu Reißbrettsiedlungen wie den „Rose Barracks“ in Vilseck und den „Tower Barracks“ in Grafenwöhr mit jeweils 12000 Bewohnern und kompletter Infrastruktur erweitert wurden.

Von Vilseck aus ging die Fahrt auf Panzerstraßen zum höchsten Punkt im Truppenübungsplatz, dem Schwarzenberg. Von hier aus ist die gesamte „impact area“ (Einschlaggebiet) einzusehen, ein riesiger, flacher Talkessel mit niederen Bewuchs und künstlich aufgestellten Zielobjekten, die von Jagdflugzeugen anvisiert werden. In einem alten Kontrollturm findet man, eingeritzt in einen Ziegelstein, den Namenszug des wohl berühmtesten GI's in Grafenwöhr: Elvis Presley.

Die Mittagspause fand im Shoppingcenter der „Tower Barracks“ in Grafenwöhr statt. Bei Pommes, Burger und eisgekühltem Cola konnte man sich einen Eindruck von den Essgewohnheiten der Amerikaner machen. Für Grafenwöhr und die ganze Region ist der Truppenübungsplatz ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Neben den Mietkosten für ihre Soldaten, die im Jahr immerhin 110 Mio Euro betragen, beschäftigt die US-Armee darüber hinaus ca. 2500 deutsche Arbeitnehmer.

Über Panzerstraßen, vorbei an unzähligen Schießbahnen und Übungsplätzen, führte der Rückweg auch an Resten vergangener Siedlungen vorbei. An die Ortschaft Hopfenohe erinnert nur mehr die Ruine der Kirche, die von Witterungseinflüssen und zahlreichen „Treffern“ gezeichnet ist. Erfreulicherweise wurden 2004 gut 100000 € von der Army bereitgestellt, um die Kirche vor dem weiterenVerfall zu bewahren. Ein anderer Ort, von dem nur mehr Reste des Friedhofs zu sehen sind, war das einst blühende Dorf Haag mit seinen 500 Einwohnern. Herr Zeilmann selbst hat seine Wurzeln in Haag und deutete im Friedhof auf die Stelle, an der seine Großeltern begraben sind. Es ist eine schöne Tradition, dass jedes Jahr zu Allerheiligen eine Andacht auf diesem Friedhof stattfindet, zu der Angehörige aus der Region eingeladen sind.

Während der ganzen Rundfahrt wies Herr Zeilmann immer wieder auf die große Bedeutung von Pflanzen– und Tierschutz im Übungsplatz hin. Weite Teile sind als Europäisches Vogelschutzgebiet an die EU-Kommission gemeldet. Neben ca. 10 Adlerpaaren sind weitere 800 Tierarten registriert, die auf der roten Liste stehen und in der Sumpf- und Torflandschaft idealen Lebensraum finden. Hirschrudel von über 50 Stück sind keine Seltenheit, so dass selbst bei einer jährlichen Abschussrate von 2000 Stück der Bestand konstant bleibt. Alle fließenden Gewässer, die den Übungsplatz verlassen, werden an 30 Messstellen permanent auf ihre Wassergüte hin untersucht, um bei einer Verunreinigung frühzeitig eingreifen zu können.

Abschließend wurden noch alle Teilnehmer der Fahrt von LtC Adam Lackey vom 2. Kavallerieregiment zu einem Umtrunk eingeladen. Diese Truppe, besser bekannt als Striker Brigade, unterhält seit Jahren eine Partnerschaft zur Stadt Hirschau und so war es nicht überraschend, dass die Getränke ausschließlich von der Schlossbrauerei Hirschau stammten.